«Haben noch Luft nach oben»: Diese Bilanz zieht der Online-Supermarkt Alfies nach einem Jahr

Seit knapp einem Jahr liefert der Online-Händler Alfies von Schlieren aus Lebensmittel an Haushalte im Limmattal und im Raum Zürich. Inhaber Gunther Michl verrät, ob sein Unternehmen mit dem neuen Standort auf Kurs ist – und wo er noch Aufholbedarf sieht.

Es war ein mutiges Unterfangen, als der österreichische Online-Supermarkt Alfies im Februar 2024 seinen ersten Standort in der Schweiz eröffnete. Die Konsumentenstimmung war aufgrund der Kriege und Krisen getrübt, die Konkurrenz mit den Lieferdiensten von Coop, Migros, Aldi, Volg und Farmy gross.

Dementsprechend gemächlich ging es am Anfang im Lager in Schlieren zu und her. «Wir haben sehr überschaubar begonnen», sagt Gunther Michl, der das Unternehmen mit seinem Bruder und einem früheren Schulfreund führt. Mittlerweile liegt die Anzahl Bestellungen pro Tag laut Michl im «hohen dreistelligen Bereich».

Weniger Kunden als erwartet

Mit der finanziellen Entwicklung ist Michl zufrieden, der Schweizer Standort sei bisher deutlich profitabler als erwartet. Neue Kunden zu gewinnen, sei jedoch eine Herausforderung. «Dort blieben wir hinter unseren Zielen zurück.»

Glücklich ist der Alfies-Inhaber aber über die hohe Zufriedenheit der bestehenden Kunden. «Die überwiegende Mehrheit der Kunden bestellt mehr als einmal bei uns.» Das sei wichtig, denn das Modell von Alfies rentiere nur, wenn Kunden mehrmals bestellen. Wichtig sei aber auch, dass der gesamte Online-Markt weiterwachse. «Seit 2022 geschieht das im deutschsprachigen Raum nicht mehr im gleichen Masse wie vorher.»

Die Geschichte von Alfies

Alfies wurde 2015 von Gunther Michl und seinem Bruder Gerald Michl zusammen mit dem gemeinsamen Schulfreund Thomas Ecker gegründet, die alle im österreichischen Salzburg aufwuchsen. Das Trio startete mit einem Sortiment, das rund 30 Getränke und Snacks umfasste. Die Produkte wurden den Kunden aus einem VW-Bus geliefert, der als mobiles Lager diente. Kontinuierlich wuchs das damalige Start-up sowie das Sortiment.

2017 eröffnete Alfies das erste Lager in Wien, 2019 wurde Coca-Cola HBC als Investor an Bord geholt (20-Prozent-Beteiligung). 2021 folgte die Expansion nach Graz. Heute betreibt das Unternehmen fünf Lager in Österreich: vier in Wien und eines in Graz.

Erster Standort ausserhalb Österreichs

Im Februar 2024 eröffnete Alfies mit dem Standort in Schlieren seinen ersten Ableger ausserhalb von Österreich. Im Mai 2024 übernahm Alfies den Schweizer Lebensmittel-Lieferdienst Stash, der in Zürich und in Luzern aktiv gewesen war.

Insgesamt beschäftigt Alfies rund 1100 Mitarbeitende, davon arbeiten rund 100 in Schlieren.

Alfies bietet seine Dienste von Montag bis Samstag von 8 bis 22 Uhr an. An Sonn- und Feiertagen sind jeweils nur Vorbestellungen möglich. Das Liefergebiet umfasst derzeit den Grossraum Zürich und deckt 60 Postleitzahlen ab. Die meisten davon liegen im Kanton Zürich, ein paar wenige im Kanton Aargau.

Um sich im umkämpften Markt durchzusetzen, setzt der österreichische Lieferdienst darauf, schneller und günstiger zu sein als die Konkurrenz. Gegen einen Aufpreis von 2.95 bis 4.95 Franken wird die Bestellung innert einer Stunde geliefert. Der Mindestbestellwert beträgt 29 Franken (Migros: 99 Franken, Coop: 99.90 Franken) und ab 59 Franken ist die Lieferung gratis (Coop: 200 Franken, Migros: 240 Franken).

Sortiment noch ausbaufähig

Bei der Produktauswahl hingegen muss Alfies derzeit noch Abstriche machen. «Es ist nicht so einfach, ab Tag eins ein Sortiment zu bieten, das mit jenem von Coop oder Migros mithalten kann. Auch wenn uns eine gewisse Differenzierung gelungen ist, haben wir noch Luft nach oben», sagt Michl. Zu Beginn verkaufte der Online-Händler in der Schweiz rund 3500 Produkte. Unterdessen können die Alfies-Kunden zwischen mehr als 4000 Produkten auswählen. Irgendwann sollen es 6000 sein, wie der Österreicher verrät.

Besonders gefragt seien Getränke. «Das liegt schlichtweg daran, dass Getränkebestellungen aufgrund des Gewichts aus Kundensicht einen grösseren Mehrwert bieten.» Denn: Jede Bestellung wird von den Alfies-Fahrerinnen und -Fahrern direkt vor die Haustür geliefert – auch wenn die Kundin oder der Kunde im 5. Stock wohnt und es keinen Lift hat.

Die meistverkauften Produkte seien jedoch Bananen, gefolgt von Gurken, Avocados, Eiern und Tomaten. Auch die Dubai-Schokolade sei bei Alfies derzeit relativ beliebt – «weil sie so teuer ist, kommt sie jedoch nicht an die genannten Produkte heran». Die 200-Gramm-Tafel der Trend-Süssigkeit kostet bei Alfies 25 Franken.

Standort in Zürich gesucht

Mit dem Standort an der Rütistrasse 17 in Schlieren ist Gunther Michl zufrieden, wie er sagt. Trotzdem wünscht er sich ein Alfies-Lager, das noch zentraler ist als jenes im Schlieremer Industriequartier. «Um einen noch besseren Service zu bieten, ist es unser Ziel, in Zukunft einen zusätzlichen Standort in der Stadt Zürich zu eröffnen.»

In naher Zukunft in weitere Schweizer Städte zu expandieren, kommt für Michl momentan nicht in Frage. Ganz ausschliessen will er die Eröffnung eines weiteren Standorts aber nicht. «Wir wollen nichts überstürzen und müssen in Zürich zuerst noch den Umsatz aufbauen, den wir benötigen. Wenn wir das hingekriegt haben, können wir neue Standorte eröffnen.»

Hier geht’s zum Artikel der Limmattaler Zeitung.