Fast zehn Jahre lang führte Haydar Sengül den Dönerladen «Limmat Restaurant» im Dietiker Limmatfeld. Nun geht der 68-Jährige in den Ruhestand – und sucht einen Abnehmer für das Lokal.
Im Herbst 2015 übernahm Haydar Sengül das Lokal am Rapidplatz 3 in Dietikon, in dem vorher das Caffè Limmatfeld eingemietet gewesen war. Gegenüber heute sei es vor neun Jahren noch einfacher gewesen, im Limmatfeld ein Restaurant zu betreiben. «Die grosse Konkurrenz ist ein Problem», sagt Sengül. Seiner Meinung nach sollten die Stadt und die Verwaltungen einen besseren Mix aus verschiedenen Gewerben schaffen. «Mittlerweile hat es viel mehr Restaurants als früher. Sie schliessen aber auch schneller wieder.»
Tatsächlich ziehen im Limmatfeld immer wieder neue Lokale ein. Oftmals dauert es aber lange, bis sie öffnen – wie zum Beispiel im Fall des «Café Delicious» am Rapidplatz 3. Zudem gehen viele Restaurants und Cafés nach kurzer Zeit wieder zu.
Vor Corona habe sein Restaurant einen grösseren Zulauf verzeichnet als heute, sagt Sengül. Und sogar während der Pandemie sei es besser gelaufen. «Viele bestellten Essen nach Hause oder kamen vorbei, um etwas zum Mitnehmen zu kaufen.» Er vermutet, dass die Entwicklung auch mit der aktuellen Weltlage zu tun hat. «Die Leute essen mehr zu Hause, weil wegen der vielen Krisen und Kriege alles teurer wird.»
Stammkundschaft aufgebaut
Beklagen will sich der 68-Jährige aber nicht. «Es war sehr schön hier. Der Platz war gut, und wir konnten eine Stammkundschaft aufbauen.» Besonders gerne erinnert sich Haydar Sengül an die Winter vor Corona, als auf dem Rapidplatz jeweils ein Eisfeld stand – direkt vor seinem Imbiss. «Da kamen immer viele Kinder vorbei, das war schön.»
Haydar Sengül lebt seit 1989 in der Schweiz. Ursprünglich kommt er aus der Türkei. Als Kurde erlebte er dort täglich Anfeindungen. Als ethnische Minderheit werden Kurden in der Türkei seit Jahrzehnten unterdrückt und diskriminiert. Im Alter von 33 Jahren beschloss Sengül, die Türkei zu verlassen und mit seiner Familie in die Schweiz einzuwandern.
In der Schweiz habe er sich schnell wohlgefühlt, sagt Sengül. Zuerst war er 20 Jahre als Handwerker angestellt, dann machte er sich mit einem kleinen Supermarkt in Zürich Oerlikon selbstständig. 2015 eröffnete er schliesslich das Kebab-Restaurant im Dietiker Limmatfeld.
Weniger arbeiten, mehr geniessen
Nach fast zehn Jahren am Rapidplatz tritt Haydar Sengül nun in den Ruhestand. «Ich werde langsam alt und habe genug gearbeitet», sagt er. «Ich möchte es etwas ruhiger angehen, will mehr schlafen und spazieren.»
Sengüls letzte Ferien liegen bereits sechs Jahre zurück. «Das Geld reichte leider nicht, um das Restaurant mal für eine Woche zu schliessen.» Stattdessen schneidet der 68-Jährige Woche für Woche von Montag bis Sonntag Fleisch vom Dönerspiess, backt Pizzas und lässt Kaffees raus. Pausen liegen kaum drin, der Imbiss hat von morgens bis spätabends geöffnet. Einer seiner drei Söhne greift ihm jeweils halbtags unter die Arme. «Alleine würde ich es nicht schaffen», sagt Sengül. Seit vergangenem Jahr muss er sich zusätzlich zur Arbeit im Restaurant um seine Frau kümmern, die an Demenz erkrankt ist.
Noch keinen Käufer gefunden
Das Lokal ist seit einigen Wochen zum Verkauf ausgeschrieben. Bis ein Käufer gefunden wird, macht Haydar Sengül weiter. Es seien schon einige Interessenten vorbeigekommen, um sich die Räume anzuschauen. Zu einem Vertragsabschluss sei es bisher aber noch nicht gekommen.
Sengül würde es begrüssen, wenn auch sein Nachfolger Döner und Pizza verkaufen würde, wäre aber auch nicht traurig, wenn nicht. «Jeder hat sein eigenes Konzept. Wie das neue Lokal aussehen wird, ist dann nicht mehr mein Problem.»
Hier geht’s zum Artikel der Limmattaler Zeitung.