Peter-Wolfgang von Matt will dem Böllerschiessen beim Mittefasten in Unterengstringen an den Kragen. Der Zürcher bekämpft auch die Knallerei beim Sechseläuten.
Peter-Wolfgang von Matt ist den Zürcher Behörden bestens bekannt. In den letzten Jahren hat er sich immer wieder gegen grössere Bauprojekte in der Region aufgelehnt. Er wehrte sich zum Beispiel gegen die ZKB-Seilbahn, den Rosengartentunnel, das Hardturm-Stadion oder den Privatflughafen in Dübendorf. Teilweise konnte er sich durchsetzen – die geplante Seilbahn der ZKB beispielsweise, die über das Zürcher Seebecken hätte führen sollen, kam nach langem Rechtsstreit nicht zustande.
2022 reichte von Matt beim Zürcher Gemeinderat die Petition für ein böllerfreies Sechseläuten ein – jedoch ohne Erfolg. Die Zürcher Stadträtin und Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) erteilte dem Begehren eine Absage.
Wie erwartet gab sich der Zürcher damit aber nicht zufrieden. Gegenüber der Limmattaler Zeitung sagte er schon damals, dass er mit seinem Anliegen, wenn nötig, bis vor Bundesgericht gehen werde. Im Februar 2024 reichte von Matt dann gleich mehrere Aufsichtsbeschwerden ein: eine beim Bezirksrat Zürich, eine beim Bezirksrat Bülach und eine beim Bezirksrat Dietikon.
Zusätzlich zum Verbot der Böller beim Zürcher Sechseläuten forderte er nun, auch die Böller beim Bassersdorfer Sechseläuten und beim Unterengstringer Mittefasten zu verbieten.
Einbezug von Kindern verbieten
Für das Mittefasten fordert von Matt konkret, den «Einbezug von Minderjährigen in den Umgang mit Sprengstoffen (Schwarzpulver) anlässlich des Böllerschiessens» zu verbieten, wie es seit Jahrzehnten Tradition ist. Weiter schreibt er: «Der Gebrauch von pyrotechnischem Material, das kurzzeitige intensive Belastungen des Gehörs (Impulslärm) erzeugt, sei zu verbieten.»
Bei Feuerwerkskörpern sei ausserdem darauf zu achten, dass diese die Lärmobergrenze gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) einhielten. Und damit nicht genug: von Matt fordert, dass die Gemeinde Unterengstringen die Schallpegelwerte des pyrotechnischen Materials vor dem Anlass von einer unabhängigen Fachstelle «auf einem Testgelände» messen lässt und die Resultate auf ihrer Website veröffentlicht.
Gemeinderat muss Stellung nehmen
Das Statthalteramt des Bezirks Dietikon hat die Aufsichtsbeschwerde vergangene Woche an die Gemeinde Unterengstringen weitergeleitet mit der Bitte, innert 30 Tagen eine Stellungnahme abzugeben. Auf Anfrage der Limmattaler Zeitung teilt Gemeindepräsident Marcel Balmer (SVP) mit, dass eine Arbeitsgruppe gebildet worden sei und der Gemeinderat in der ersten Januarhälfte Stellung nehmen werde. Weitere Auskünfte wolle man bis dahin nicht geben.
Der Unterengstringer Gemeinderat hat bereits im März 2024 von Matts Gesuch um Informationszugang beantwortet. Er schrieb damals, dass beim Böllerschiessen die empfohlene Sicherheitsdistanz in Schussrichtung von 50 Metern gewährleistet werde. Auf die Sicherheit und den Schutz der Kinder und Jugendlichen werde geachtet. Zudem verweist der Gemeinderat auf die Polizeiverordnung Unterengstringen, in der es heisst: «Das geordnet geführte Mörserschiessen im Rahmen des Unterengstringer Mittefastenbrauches ist gestattet.»
«Schalldruck gefährdet Gesundheit»
Peter-Wolfgang von Matt sagt auf Anfrage der Limmattaler Zeitung, dass sich seine Bedenken nicht gegen bestimmte Anlässe richteten. «Es geht mir darum, dass Knallpetarden eine rein destruktive Wirkung haben. Ihr Schalldruck gefährdet die Gesundheit von Menschen und Tieren.»
Von Matt findet, dass der Gebrauch von Knallkörpern bekämpft werden sollte, «gerade auch wegen des Missbrauchs an Demos und Sportanlässen». Daher müsse man auch an Volksfesten darauf verzichten. «Brauchtum ist kein Naturgesetz und sollte jederzeit überdacht werden.»
Seine Abneigung gegenüber Knallkörpern ist auch persönlichen Erlebnissen geschuldet. Bei einem Fussballspiel 2018 zum Beispiel, das von Matt mit seinem Sohn besuchte, zündeten Ultras direkt neben dem Familiensektor mehrere Böller. «Es darf nicht sein, dass Kinder und Erwachsene beim Besuch von Veranstaltungen ungefragt und ungewarnt einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind», sagt der gebürtige Wollishofer.
Hier geht’s zum Artikel in der Limmattaler Zeitung.